Senatorin Steinrücke: „Das Projekt ist klarer Ausdruck unseres Engagements für eine inklusive Willkommensgesellschaft.“

Am Freitag, dem 23.05.25, nach einjähriger „Anlaufphase“ feierte das ZKPI nun mit rund 50 geladenen Gästen seine offizielle Eröffnung. BRÜCKE-Geschäftsführer Frank Nüsse erklärte, wie es zu dem Projekt gekommen ist und dankte den Kooperationspartner*innen. Das Projekt baut auf die mehrjährige Erfahrung auf, die DIE BRÜCKE bereits mit der Beratung von traumatisierten Menschen mit Fluchterfahrung habe. Beratung allein reiche allerdings nicht aus, weitere Bausteine, wie kultursensible Behandlungs- und Begegnungsangebote, seien für eine gelingende Integration dieser Menschen notwendig. Darum habe DIE BRÜCKE sich in Kooperation mit der Hansestadt Lübeck für ein Projekt starkgemacht, das diese Hilfen unter einem Dach vereint und auch für Menschen aus Drittstaaten zugänglich macht. Er lobte die gute Zusammenarbeit der Stabsstelle für Migration- und Ehrenamt der Hansestadt mit dem ZKPI Team und er bedankte sich bei der Possehl-Stiftung, die mit 280.000 Euro die 10-prozentige Finanzierungslücke geschlossen habe. Mit 2,8 Mio. Euro wird das Projekt zu 90 % aus dem Europäischen Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) finanziert. Es macht ihn stolz, so Frank Nüsse, dass die BRÜCKE und die Hansestadt den Zuschlag für ein so umfassendes Projekt mit Modellcharakter bekommen haben.

Pia Steinrücke, Senatorin für Wirtschaft und Soziales, schloss sich an und betonte, wie wichtig es sei, in einer Zeit, in der die Themen Migration und Integration kontrovers diskutiert werden, dem Rechtsruck entgegenzuwirken und zu einer Willkommenskultur zurückzukommen. Projekte und Programme wie diese zeigten, dass Lübeck diesen Weg gehe. „Das AMIF Projekt der BRÜCKE, mit uns, der Hansestadt Lübeck als Kooperationspartner ist ein klarer Ausdruck unseres Engagements für eine inklusive Willkommensgesellschaft“, so Steinrücke.
Sie stellte in Aussicht, dass das gemeinsame Projekt auch nach dem zunächst auf 3 Jahre angelegten Förderzeitraum noch eine Perspektive habe. „Lassen sie uns gemeinsam an einer Zukunft arbeiten, in der jeder Mensch unabhängig von seiner Herkunft und seiner Sprache die Unterstützung bekommt, die er benötigt und die er haben will.“ beendete sie ihre Rede.

Pierre Boccarius, Leiter des ZKPI erläuterte den Aufbau der einzelnen Projektmodule: Die Begegnungsangebote seien ein offener Treffpunkt für alle Menschen mit Migrationsgeschichte. Ziel sei an erster Stelle der gegenseitige Austausch und das Knüpfen sozialer Kontakte. Das gebe Halt und erleichtert die Anpassung an eine neue Kultur und Umgebung. Den Rahmen dafür bieten ein Sprachcafé, kreative und Bewegungsangebote, Gesellschaftsspiele und interkulturelles Kochen.
Das Beratungsmodul richtet sich nicht allein an psychisch Belastete, sondern auch an deren soziales Umfeld. Es finde dort sowohl Beratung hinsichtlich rechtlicher Ansprüche, als auch eine Verweisberatung an Psychiater oder ggf. andere Institutionen statt. Darüber hinaus leistet die Beratung Aufklärungsarbeit, die auf ein tieferes Verständnis für Symptome und mehr Selbsthilfekompetenz abzielt.
Die Tagesstätte biete 20 Plätze für Menschen aus Drittstaaten mit psychischen Belastungen und Erkrankungen. Ein multiprofessionelles Team aus Fachkräften der Sozialpädagogik, Sprachvermittlung, Ergotherapie, Hauswirtschaft, Verwaltung und Psychologie begleitet den Alltag der Nutzer*innen. Eine sinnvolle Tagesstruktur zu entwickeln und die Sprachkompetenzen zu fördern, seien die wichtigsten Voraussetzungen für soziale Teilhabe und eine Zukunftsperspektive. Besonders am ZKPI ist der interkulturelle Aspekt bzw. die Herausforderung, die unterschiedlichen Kulturen und Sitten der Nutzer*innen zu berücksichtigen bzw. in die Arbeit einzubeziehen, so Boccarius.

Traumapädagogin Petra Jürgensen ging auf die Bedeutung von Netzwerkarbeit und Wissens- bzw. Informationsweitergabe ein, die ebenfalls wichtige Bestandteile des Projekts sind. Eine gute Verzahnung aller Maßnahmen und Angebote für Menschen mit Migrationsgeschichte sowie eine ganzheitliche Betrachtungderen Lebenssituation seien für eine psychische Stabilisierung und eine gelingende Integration unerlässlich. Das ZKPI sehe seine Aufgabe unter anderem im engen Austausch und der Zusammenarbeit mit anderen Trägern und Institutionen, die sich an diese Zielgruppe richten. Wichtig sei vor allem die interkulturelle Öffnung des Regelsystems.
Anschließend erwartete die Anwesenden ein umfangreiches Buffet mit internationalen Spezialitäten, das von den Hauswirtschaftskräften des ZKPI mit tatkräftiger Unterstützung der Tagesstättenbesucher*innen zubereitet worden war. Das Essen wurde von dezenter Livemusik untermalt und bot Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen.