Mein Name ist Shaemaa und ich arbeite im ZKPI (Zentrum für kulturelle und psychosoziale Integration) als Sprachlehrerin. Ich unterstütze unsere Besucher*innen dabei, die deutsche Sprache zu erlernen. Ich selbst habe gerade meine C1-Prüfung abgelegt. Bei den Gruppenangeboten der Tagesstätte sowie bei den offenen Angeboten der Begegnungsstätte kann ich außerdem auf Arabisch, Türkisch oder Französisch übersetzen und erklären. […]

Woran erinnere ich mich besonders gerne aus meiner Kindheit?
Ich bin mit fünf Geschwistern bei meinen Eltern in Deir ez-Zor (Syrien) aufgewachsen. Ich war sehr oft zusammen mit meinem Bruder unterwegs. Wir haben gerne Fußball gespielt. Ich hatte viel Energie als Kind.
Gibt es eine besondere Tradition in meiner Familie?
In meiner Familie gab es die Tradition, dass wir uns jeden Tag um 20 Uhr zu Hause trafen und zusammen Tee tranken. Dabei hörten wir klassische arabische Musik, zum Beispiel von Abdulhalim Hafez.
Wie habe ich meinen Beruf gewählt?
Mein Opa sprach fließend Französisch und hat zeitweise als Touristenführer gearbeitet. Damals durfte ich manchmal mitkommen, wenn er eine Gruppe französischer Touristen durch die Stadt Palmyra geführt hat. Auch seine Gedichte auf Französisch hat er mit mir geteilt. Mein Opa hatte den Wunsch, seine Leidenschaft für Französisch an mich weiterzugeben. Das Haus meiner Großeltern wurde leider durch Bomben zerstört, sodass all seine Gedichte, Texte und Bücher verbrannt sind. Meine Großeltern konnten sich glücklicherweise kurz vor dem Einschlag der Bombe aus dem Haus retten. Durch die Erfahrungen mit meinem Opa habe ich mich entschieden, Französisch zu lernen, und habe dann Lehramt für das Fach Französisch studiert. Meine Mutter, vier meiner Geschwister und mein Onkel sind Lehrer*innen. Es hat also eine gewisse Tradition in meiner Familie.
Wie erinnere ich mich an meine Schul– und Ausbildungszeit?
Ich bin immer sehr gerne zur Schule gegangen. Mit fünf Jahren bin ich in die Schule gekommen. In Syrien geht man sechs Jahre in die Grundschule. Danach habe ich drei Jahre die Middle School und dann drei Jahre die High School besucht (Abitur). Mein erstes Jahr im Studium war gut, danach begann der Krieg und wir mussten sehr oft den Wohnort innerhalb Syriens wechseln.[…]
Wie war die Situation in Syrien, als ich dasLand verlassen habe?
Meine Familie hat sich ausschließlich in den Zentren großer Städte aufgehalten, da es dort sicherer war als im ländlichen Raum. An den Stadträndern und auf dem Land gab es bewaffnete Konflikte zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen. […] Dadurch war es für mich und meine Familie teilweise schwer, an Essen und alltägliche Waren zu kommen. Die Versorgung war durch die Belagerung rund um die Städte unterbrochen.
Welche Haltepunkte gab es auf meinem Weg nach Deutschland?
Von Syrien aus bin ich in die Türkei geflogen. Dort habe ich meinen Mann kennengelernt und wir haben vier Jahre in Istanbul gelebt. Durch die Verteilung der UN von Asylsuchenden sind wir in Lübeck gelandet. […] Mittlerweile fühle ich mich sehr wohl in Lübeck und ich finde es viel entspannter hier als in einer Großstadt. Mir macht die Arbeit mit Menschen Spaß […] Mit der Unterstützung meines Ehemannes habe ich mich letztendlich dazu entschieden, mich auf die Stelle im ZKPI zu bewerben. […]
Den ungekürzten Artikel und mehr zum Thema „Neuanfang in Deutschland“ finden Sie im BRÜCKE-Magazin 25 (PDF), ab Seite 15