TZ Engelsgrube: Neuer Leiter Oliver Schulz im Interview

In 2018 hat es einen Wechsel in der Leitung des Tageszentrums Engelsgrube gegeben. Während Hiltrud Kulwicki in Rente gegangen ist hat der langjährige Mitarbeiter des Tageszentrums, Oliver Schulz, nun die Leitungsfunktion übernommen.Die Redaktion des BRÜCKE-Magazin hat ein Interview mit dem Diplom-Sozialpädagogen geführt

Redaktion: Oliver, Du bis seit 23 Jahren bei der BRÜCKE. Wie bist Du in das Tageszentrum gekommen?

Oliver Schulz: Ich bin im Sommer 1995 auf der Suche nach einem Praktikumsplatz für das Praxissemester des Studiums zum Dipl.Soz.Päd. mehr oder weniger zufällig in die Tür des Tageszentrums gefallen. Seitdem bin ich hier im Hause, ein halbes Jahr im Praxissemester, drei Monate als Erzieher und dann hauptamtlich seit dem 15.09.1997 als Dipl. Sozialpädagoge.

R: Was waren bisher Deine Hauptaufgaben im TZ?

OS: Meine Hauptaufgaben im TZ waren bisher die klassische Sozial- und Beziehungsarbeit im niedrigschwelligen Bereich der Notunterkunft und der Begegnungsstätte, die individuelle Hilfeplanung und kontinuierliche Begleitung im Rahmen der Bezugsbetreuung bei der Umsetzung und dem kleinschrittigen Erreichen der jeweiligen Ziele im Bereich der Tagesstätte. Aufgaben waren auch: Angebote von Gruppen im Wochenplan des TZ, Beratung über das bestehende Hilfesystem in Lübeck mit Lotsenfunktion für Betroffene, Angehörige, FachkollegInnen oder MitarbeiterInnen anderer Institutionen, die Betreuung der LaienhelferInnen, die Begleitung von Ferienfahrten, Veranstaltungen von Preisskat- oder Pokerturnieren, die Vertretung für Hiltrud Kulwicki, die persönliche Weiterentwicklung durch diverse Fortbildungen und was sonst noch so spontan im Hause anfiel.

Oliver Schulz ist Leiter des Tageszentrums in der Engelsgrube.
Oliver Schulz ist Leiter des Tageszentrums in der Engelsgrube.

R: Du bist der neue Leiter des Tageszentrums. Worin siehst Du Deine wichtigsten Aufgaben?

OS: Ich habe die Absicht, die Tradition und besondere Atmosphäre des „Mutterhauses“ zu erhalten, die Niedrigschwelligkeit und den Schutzraum der Begegnungsstätte und der Notunterkunft zu bewahren, weiterhin kompetent dem steigenden Bedarf in der Beratungsstelle zu begegnen, der Bandbreite des individuellen Hilfebedarfs in der Tagesstätte gerecht zu werden und  den aktuellen Gegebenheiten, Entwicklungen und Veränderungen in unserer Gesellschaft offen zu begegnen, die z.B. das Bundesteilhabegesetz mit sich bringen, und neue Wege zu gehen.

Letztlich steht und stand  für mich aber immer der Mensch auf Augenhöhe im Fokus; mit seinen Bedürfnissen, Wünschen, seinem durch die psychische Erkrankung bedingtem Hilfebedarf und einem verlässlichem Beziehungs- und Unterstützungsangebot unsererseits.

R: Welche Rolle spielt das TZ im Gesamtangebot der BRÜCKE? Zum Bereich Tagesstrukturierung gehören ja auch noch zwei weitere Tagesstätten.

OS: Aus meiner Sicht spielt das Tageszentrum eine wesentliche Rolle im Gesamtangebot der Brücke. Erstens ist es für viele Menschen über die Beratungsstelle der erste Anlaufpunkt, um sich über das bestehende Hilfesystem zu informieren  und sich dann entsprechend des Hilfebedarfes direkt an die jeweiligen Einrichtungen  der Brücke oder anderer Träger zu wenden, zweitens stellt es mit dem Club der LaienhelferInnen, der Begegnungsstätte und der Notunterkunft einen sehr niedrigschwelligen und unbürokratischen Anlaufpunkt und Schutzraum dar, drittens ist das Angebot der teilstationären Tagesstätte mit einer Komm-Struktur und einer großen Bandbreite an individueller Hilfeplanung seit Jahrzehnten ein fester und wichtiger Bestandteil des Hilfesystems und viertens stellt unser schönes denkmalgeschütztes Haus durch Festivitäten, Lesungen, übergreifende Gruppenangebote und den Tag des offenen Denkmals einen wichtigen Aspekt im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit dar.

Die "Diele" im Erdgeschoss bietet Raum für viele Veranstaltungen, z.B. Clubs, Jugend-Treff, Theater und Chor, Trommelgruppe und ist zugleich der Spiele- und Speisesaal.
Die „Diele“ im Erdgeschoss bietet Raum für viele Veranstaltungen, z.B. Clubs, Jugend-Treff, Theater und Chor, Trommelgruppe und ist zugleich der Spiele- und Speisesaal.

R: „Bewährtes bewahren und sich neuen Entwicklungen und Herausforderungen stellen“ – das umschreibt vielleicht Deine Position bei der Übernahme der neuen Aufgabe am besten. Gibt es bei Dir neue Ideen für das TZ?

OS: In den heutigen gesellschaftlichen und digitalen Zeiten des Umbruches und rasender Veränderungen sind wir herausgefordert, den einzelnen Menschen mit seiner Individualität im Auge zu behalten. Es wird sicher eine Mischung aus dem Erhalt von Bewährten und neuen Prozessen und Verknüpfungen sein. Wie sich dies im Einzelnen, u.a. bezüglich des BTHG, entwickelt und welche neuen Ideen in welcher Form umsetzbar sind, bleibt abzuwarten und erfordert eine fortlaufende Wachsamkeit, Überprüfung und Flexibilität.

R: Ehrenamtliche – die Laienhelfer – spielen eine große Rolle im Tageszentrum. Wie wird es in diesem Bereich weiter gehen?

OS: Unsere LaienhelferInnen veranstalten und begleiten unsere festen Clubangebote seit vielen Jahren und sind ein wichtiger Part in unserem Hause. Zudem ist es jederzeit möglich, bei Nachfrage neuer interessierter Menschen, andere Gruppen oder Aktionen zu entwickeln und anzubieten, sowohl im TZ als auch in anderen Einrichtungen der Brücke.

Die Redaktion und die gesamte BRÜCKE wünschen Oliver bei seinen Aufgaben und Ideen allseits eine glückliche Hand!