Integration fördern – Geflüchtete aus Drittstaaten an die Gesellschaft heranführen
Im Lübecker Stadtteil Sankt Lorenz Nord baut DIE BRÜCKE Lübeck und Ostholstein, in Kooperation mit der Hansestadt Lübeck, Stabsstelle Migration und Ehrenamt, im Fachbereich Wirtschaft und Soziales, ein Zentrum für kulturelle und psychosoziale Integration (ZKPI) auf.
Hintergrund ist, dass psychisch erkrankte Menschen mit Fluchthintergrund, das Hilfesystem der psychosozialen Versorgung aktuell nicht barrierefrei nutzen können. Dies liegt zum einen an der Sprachbarriere und fehlenden Orientierung, sowie an der dadurch bedingten mangelnden Verständigung mit dem Facharzt. Zum anderen an der kulturell bedingten Auffassung von Gesundheit bzw. Krankheit und nicht zuletzt durch einen verringerten rechtlichen Anspruch aufgrund des Asylstatus. Wenn es einen Facharzttermin gegeben hat, gibt es kaum passende Anschlussmöglichkeiten, das macht es diesen Menschen, in einer fremden Umgebung, sehr schwer, sich hier in Deutschland ein neues durch Arbeit selbst finanziertes eigenständiges Leben aufzubauen.
Umso dringlicher ist es, dass wir Lücken im Versorgungssystem schließen. Denn für eine gelungene Integration ist es essenziel wichtig, dass die Geflüchteten und Schutzsuchenden aus Drittstatten geeignete Hilfen zeitnah bekommen. Die stressbedingten psychischen Belastungen oder Erkrankungen wie Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und Depressionen sind deutlich erhöht. Wie sich diese Erkrankungen entwickeln, hängt stark davon ab, wie die Lebensbedingungen nach der Flucht sind. Deshalb ist eine ganzheitliche Betrachtung der psychischen Gesundheit, für eine Gesundung bzw. Stabilisierung in diesen Fällen zwingend notwendig. Erfolgt diese nicht, ist eine uneingeschränkte Teilhabe am Leben in unserer Gesellschaft nur schwer vorstellbar.
Mit diesem aus einem europäischen Fonds kofinanzierten Modellprojekt der BRÜCKE und der Hansestadt Lübeck soll das aktuell bestehende Regelangebot durch passgenaue, interkulturell ausgerichtete Bausteine leicht zugänglich gemacht und individuell ergänzt werden. Der innovative Ansatz des Modellprojekts ist die Bündelung umfassender sozialtherapeutischer Hilfen für psychisch erkrankte Drittstaatengeflüchtete und die Vernetzung sowie Fortbildung der im gesamten Hilfenetzwerk tätigen spezialisierten Fachkräfte unter einem Dach.
Projektziel ist somit die Verbesserung der Lebenssituation und damit eine gelingende Integration von Menschen mit Migrationshintergrund durch das Schließen der Versorgungslücken bzw. das zeitnahe Anbahnen der richtigen Versorgung.
Im neuen Zentrum wird die BRÜCKE psychosoziale Unterstützungsleistungen in einem tagesstrukturierenden Angebot (Tagesstätte), eng vernetzt mit den Angeboten der Beratung,
Begegnung und Fortbildung anbieten. Das Fachwissen der Migrationsfachdienste soll dabei mit dem Fachwissen der Hilfe- und Unterstützungssysteme für Menschen mit psychischen Teilhabeeinschränkungen verbunden werden, wobei insbesondere die interkulturell persönlichen Lebenslagen der Betroffenen zu berücksichtigen sind.
Das Projekt läuft nun seit März 2024 an. Es ist für drei Jahre aus dem Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) der Europäischen Union kofinanziert und ergänzend durch die Possehl-Stiftung refinanziert.