Jahrestagung zur Rehabilitation psychisch kranker Menschen

Sozialpädagogin Anna-Liza Koop führt regelmäßig Gespräche mit den Rehabilitand*innen.

Wir sind sind Ausrichter der bundesweiten Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation psychisch kranker Menschen e.V.

 Fit für den ersten Arbeitsmarkt

Die Bundesarbeitsgemeinschaft ist die Interessenvertretung der bundesweit 57 Rehabilitationseinrichtungen, deren Ziel es ist, psychisch Erkrankte für den ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten. Mehr als 100 Fachkolleginnen und Fachkollegen sind am 19.9. 2019 bei der BRÜCKE Lübeck zu Gast. Auf der Jahrestagung werden sich Psycholog*innen, Ärzt*innen, Ergotherapeut*innen und Sozialpädagog*innen über „Ressourcenorientierung in der Praxis“ austauschen.

„Ich habe doch gar keine Stärken.“

„Seit ich 15 bin, wollte ich Altenpflegerin werden, aber ich hab es nicht hinbekommen“, sagt Katrin Frank (Name geändert), die 2018 eine Rehabilitation bei der BRÜCKE begann. Da hatte sie bereits einen mehrjährigen Leidens- und Behandlungsweg mit mehreren Klinikaufenthalten hinter sich.

„Am Anfang einer Rehabilitation hören wir ganz oft: ‘Ich habe gar keine Stärken!‘“, sagt Matthias Schröter, Leiter der BRÜCKE-Einrichtung Rehabilitation psychisch kranker Menschen (RPK) und Organisator der Jahrestagung.

Positives Selbsterleben ermöglichen

Ressourcenorientierung in der Behandlung, das Thema der diesjährigen Jahrestagung der BAG RPK, bedeutet, dass die Teilnehmer*innen in vielen Gesprächen danach suchen, was ihnen einmal Freude bereitet hat: Hobbys, Berufserfahrungen, Freundschaften, Haustiere. Und sie erleben zum Beispiel in der Lübecker RPK, dass sie sich trotz Erkrankung etwas zutrauen können – zum Beispiel mit Holz zu arbeiten. „Ich hab sowas noch nie gemacht: Sägen, Bohren, Schleifen, Anmalen!“, erzählt Katrin Frank. „Das war ein besonderer Moment, als mein Hampelmann-Frosch dann fertig in der Werkstatt hing“, lacht sie heute. Vor eineinhalb Jahren war ihr dagegen oft nach Weinen, Streit und Aufgeben zu Mute. Mit der Unterstützung des RPK-Teams hat sie diese Krisen durchgestanden.

Arbeitgeber heute offener für Menschen mit Beeinträchtigungen

Bei der BRÜCKE wechseln die Teilnehmer*innen nach einem halben Jahr von der medizinischen in die berufliche Reha: drei Praktika sollen gesucht und absolviert werden. Der RPK-Leiter Matthias Schröter meint: „Das Verständnis für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen ist gestiegen. Arbeitgeber sind heute viel eher bereit als früher zu prüfen: Welche Stärken haben dieser Menschen?“ Katrin Frank zum Beispiel beginnt nach Absolvierung der RPK in diesem Herbst eine Ausbildung als Altenpflegerin.

Bundesweit 57 Einrichtungen zur Rehabilitation psychisch kranker Menschen

Innerhalb der BAG RPK gibt es viele therapeutische Ansätze und Wege, Menschen auf den ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten. Was alle Einrichtungen eint, ist die Ressourcenorientierung als wesentlicher Behandlungsansatz: In der Reha suchen multiprofessionelle Teams zusammen mit den Rehabilitand*innen nach deren Stärken. Die BRÜCKE Lübeck hat zu einem regen Austausch über best-practise-Ansätze bei der Ressourcenorientierung eingeladen. Zum Beispiel wie Bewerbungsgespräche trainiert werden können oder welche Anforderungen junge Erwachsene an die Reha stellen, die noch keine Berufserfahrungen gesammelt haben.

Nachhaltig gesund und leistungsfähig werden

Aufgrund der derzeitigen Arbeitsmarktlage erleben die Einrichtungen zur Rehabilitation psychisch kranker Menschen bundesweit, dass Firmen offener sind für Menschen mit Leistungseinschränkungen. Umso wichtiger ist es, dass die Kosten für die Rehabilitationen von den Krankenkassen und der Rentenversicherung übernommen werden. „Um nach einer schweren psychischen Krise tatsächlich langfristig auf dem ersten Arbeitsmarkt bestehen und selbst für die eigene Rente sorgen zu können, bedarf es einer intensiven Vorbereitung“, sagt Frank Nüsse, Geschäftsführer der BRÜCKE Lübeck gGmbH. „Die medizinische und berufliche Reha-Maßnahme trägt maßgeblich dazu bei, dass die Teilnehmer*innen den alltäglichen Belastungen auf dem ersten Arbeitsmarkt dauerhaft standhalten können.“

Redner*innen auf unserer Tagung:

Grußwort: Sven Schindler, Senator für Soziales und Wirtschaft der Hansestadt Lübeck

Dr. Cornelia Schäfer, leitende Ärztin der Deutschen Rentenversicherung Nord in Lübeck,

Dr. Giovanna Eilers, Fachärztin für Innere Medizin und Diabetologie, Trainerin des Zürcher Ressourcen Modells

Dr. Dietmar Steege, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, Fachleitung Behandlung und Rehabilitation, DIE BRÜCKE Lübeck.