Ganz nah dran an „normalen“ Lebensverhältnissen
Die sozialpsychiatrische vollstationäre Wohn- und Betreuungseinrichtung Kurzer Weg 9 bietet langfristige Betreuung für Menschen, die psychisch erkrankt sind und umfassende Hilfe benötigen. Durch die Integration von aufeinander abgestimmten Hilfen in den verschiedenen Lebensbereichen wird ein schützender, anregungsreicher und strukturierender Rahmen geboten, der die Stabilisierung und Entwicklung der Bewohnerinnen und Bewohner fördert.
Das Jubiläum war Anlass für Einrichtungsleiterin Barbara Schmidt, auf die Entstehung dieser Einrichtung, die Entwicklung und die Hilfen für psychisch erkrankte Menschen zurückzublicken. Hier ein Ausschnitt aus ihrer Rede zum 20. Jubiläum:
[…vor zwanzig Jahren war der Reichstag verhüllt, die Pflegeversicherung und das Schengen-Abkommen traten in Kraft, und bei ebay wurde der allererste Gegenstand versteigert. So lange ist es her, dass dieses Haus fertig gestellt, bezogen und mit Leben gefüllt wurde.[…]
Viele Menschen sind in diesen Jahren gekommen, Bewohner und Mitarbeiter, mehr als 140 Menschen wurden oder werden hier betreut, viele sind gegangen, manche, um Ihr Leben wieder eigenständig in die Hand zu nehmen; […] Dabei fragten wir schon bei der Eröffnung etwas provokativ und kritisch, ob ein Heim vielleicht bald ein „Auslaufmodell“ ist…
Der Zulauf, der Zuspruch, die Rückmeldungen der Nutzer zeigen uns, dass es nicht so ist. Viele Menschen haben sich niedergelassen, fühlen sich zu Hause, fühlen sich sicher und wohl, geborgen und unterstützt, eingebunden, angeregt, gefordert, gefördert, unterhalten, vernetzt, verstanden.
Das verdanken sie den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieses Hauses, die sich mit großem Engagement und hoher Professionalität auf diese Aufgabe und Arbeit einlassen. Sie engagieren sich fachlich und persönlich, an 365 Tagen im Jahr, Ostern, Weihnachten, Silvester. Sie schaffen eine gute Atmosphäre, und sie bauen mit den Menschen eine Betreuungsbeziehung auf: freundlich, herzlich, fröhlich, verlässlich, belastbar, bereichernd, schützend, bereit zur Auseinandersetzung, mal auch fordernd und konfrontierend, stets geduldig und wertschätzend. […]. Ein großes Dankeschön und große Anerkennung dafür! […]
Dabei ist der gemeinsame Weg immer eine Herausforderung an alle Personen, die im Betreuungsprozess zusammenkommen, also MitarbeiterInnen und BewohnerInnen. Sie müssen sich kennenlernen, sich einander nähern, versuchen, sich zu verstehen, sie müssen sich auseinandersetzen, unterschiedliche Vorstellungen austauschen und daraus einen gemeinsamen Weg der Betreuung finden. […]
Betrachten wir noch mal die Geschichte unseres Hauses […]. Einiges fiel mir dazu ein: Wohn- und Betreuungsverträge, Hilfepläne, das Hilfeprinzip „Fordern und Fördern“, ein neuer Geschäftsführer, eine Bereichsleitung, eine Schwestereinrichtung mit der Hausnummer 9, ein Beirat, mehrere Außenwohnungen, eine Wäscherei und dann das AdiNet, ein internes Beschäftigungsprogramm, das Tagwerk, das Nichtraucherschutzgesetz, neue Räume für die Beschäftigungstherapie, das Fach- und Schlagwort „Inklusion“ und vieles mehr.
Was ist geblieben, was soll bleiben? Ein schönes Haus, ein schöner Garten, für jeden ein Zimmer, ein Schlüssel, ein Briefkasten, eine hohe Lebensqualität, das gute Essen, eine professionelle solidarische Betreuung und: ein Sommerfest in jedem Jahr, dies ist das zwanzigste!!! […]